Elbershallen

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sieht mehr. Eine Binsenweisheit! Das gilt erst recht im vorderen Sauerland („WasserEisenLand“) und im Ruhrgebiet, denn diese Region ist einzigartig in puncto Industriekultur. Neben weltbekannten „Kathedralen der Arbeit“ – zum Beispiel Zeche Zollverein in Essen (Unesco-Weltkulturerbe) – gibt es viele „kleinere“ Sehenswürdigkeiten, die unbedingt einen Abstecher wert sind. Viele von ihnen sind in eine wundervolle Landschaft eingebunden. Um sie zu erleben, lohnt es sich, das „Radrevier“ auf seinen zahlreichen attraktiven Routen zu erkunden.
Auch durch Hagen, größte Kommune Südwestfalens und traditionsreiche „Vier-Flüsse-Stadt“, führen mehrere spannende Rundstrecken.
Route 2 leitet u.a. durch Emst, das westliche Lennetal, die Innenstadt und auch zu den Jugendstilbauten am Stirnband.
Start- und Zielpunkt: die Elbershallen, Dödterstraße 10.

Distanz: 35 km

Elbershallen

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sieht mehr. Eine Binsenweisheit! Das gilt erst recht im vorderen Sauerland („WasserEisenLand“) und im Ruhrgebiet, denn diese Region ist einzigartig in puncto Industriekultur. Neben weltbekannten „Kathedralen der Arbeit“ – zum Beispiel Zeche Zollverein in Essen (Unesco-Weltkulturerbe) – gibt es viele „kleinere“ Sehenswürdigkeiten, die unbedingt einen Abstecher wert sind. Viele von ihnen sind in eine wundervolle Landschaft eingebunden. Um sie zu erleben, lohnt es sich, das „Radrevier“ auf seinen zahlreichen attraktiven Routen zu erkunden.
Auch durch Hagen, größte Kommune Südwestfalens und traditionsreiche „Vier-Flüsse-Stadt“, führen mehrere spannende Rundstrecken.
Route 2 leitet u.a. durch Emst, das westliche Lennetal, die Innenstadt und auch zu den Jugendstilbauten am Stirnband.
Start- und Zielpunkt: die Elbershallen, Dödterstraße 10.

Distanz: 35 km

ÜBERSICHT ROUTE 2

Elbershallen

Die um 1820 zunächst von einem Iserlohner Kaufmann als Garnfärberei gegründete Textilfabrik Elbers ist eines der sehenswertesten Industriekultur-Ensembles im Raum Hagen. Das Unternehmen hatte seinen ersten Standort ein Stück volmeaufwärts in Oberhagen. Carl Elbers verlagerte ihn bald nach der Übernahme auf das heutige Gelände, wo er genügend Expansionsmöglichkeiten vorfand. Im Verlauf mehrerer Ausbauphasen schufen die Eigentümer ein Unternehmen, das sowohl eine Baumwollstoff-Druckerei als auch die zugehörige Spinnerei und Weberei umfasste. Nach einem Konkurs in den frühen 1930er-Jahren gab Elbers die Spinnerei und Weberei auf. Der Stoffdruck („Elbersdrucke“) wurde hingegen bis zu einem erneuten Konkurs 1997 weiterbetrieben.
Heute werden die denkmalgeschützten Bauten, errichtet von circa 1850 bis 1960, von Gastronomie-, Freizeit-, Verwaltungs- und kirchlichen Einrichtungen genutzt.

Elbershallen Verwaltungsgebäude

Das Elbers-Ensemble umfasst Bauten aus verschiedenen Epochen. Besonders hervorzuheben ist das frühere, um 1905 in Ruhrsandstein errichtete Verwaltungsgebäude, das seit dem Beginn des neuen Jahrtausends von der städtischen Max-Reger-Musikschule genutzt wird. Der Architekt des stilistisch schon in Richtung Moderne tendierenden Bauwerks ist unbekannt. Der einstige Sitzungs- und Konferenzraum erhielt um 1906 eine Ausstattung des bedeutenden belgischen Malers, Designers und Architekten Henry van de Velde. Diese Ausstattung ist jedoch nicht mehr erhalten.
Von van de Velde stammten um 1905 ebenfalls Entwürfe für sogenannte Künstlerkattune. Auch andere seinerzeit bedeutende Künstler wie Peter Behrens und Jan Thorn Prikker lieferten solche Stoffentwürfe, die auf vielen großen Ausstellungen einem breiten Publikum präsentiert wurden und die die Firma Elbers international bekannt machten.

Elbershallen Schornstein

Auf dem Elbersgelände stehen bemerkenswerte Bauwerke, so die um 1905 errichtete ehem. „Turbine“ (heute: Kinderzirkus Quamboni); in dem Neurenaissance-Bau nutzte man das Wasser des umgeleiteten früheren Mühlengrabens zur Stromgewinnung. Mitten auf dem Gelände befinden sich die mit einem Sheddach versehene Druckereihalle (1950er-Jahre) und der 85 m hohe Schornstein, in seiner Erbauungszeit um 1860 der höchste Kamin auf dem Kontinent. Ihm angefügt: die um 1930 entstandene „Kraftzentrale“ (heute: Restaurant). Daneben steht ein den Architekten H. van de Velde und den Kunstmäzen K. E. Osthaus verkörperndes Denkmal (Künstler: Uwe Will). Die frühere „Mechanische Werkstätte“ (Gaststätte) fußt vermutlich auf Plänen von Georg Metzendorf (um 1920). Die neugotische „Kapelle“ am Volmeufer (Theater) wurde um 1850 für eine Dampfmaschine konzipiert. Das Parkhaus ist ein früheres Straßenbahndepot.

Stadthalle/Steinbruch Wasserloses Tal

1974 beschloss der Hagener Rat den Neubau einer Stadthalle (samt Hotel) – mit ungewöhnlicher Lage am Rand eines stillgelegten Steinbruchs. Die Architekten Gerber / Stelljes / Brettschneider / Dechene, die den Wettbewerb für sich entscheiden konnten, bezogen das Gelände in den 1978/81 realisierten, später preisgekrönten Bau mit ein und gaben ihm in Anlehnung an den Steinbruch eine kantig gestaffelte Form mit großflächig verglaster Hauptschauseite. Den Felsengarten gestaltete Landschaftsarchitekt Georg Penker, die Skulptur „Windsbräute“ stammt von Bildhauer Jürgen Weber.
In der Umgebung der Stadthalle – im Volmetal wie auch im Wasserlosen Tal – wird in den vielen alten Steinbrüchen ein interessantes geologisches Profil dargeboten, das vom Massenkalk bzw. vom Devon geprägt ist. Seit spätestens 1631 wurde der z.B. für die Bauindustrie wichtige Kalk in Hagen abgebaut und gebrannt.

Arbeitersiedlung/Walddorfstraße 1-21

Auf Initiative des Kulturreformers Karl Ernst Osthaus veranstalteten mehrere Organisationen und Ministerien 1905 in Hagen eine Konferenz, in der v.a. die Frage nach der „Gestaltung des Arbeiterwohnhauses“ im Mittelpunkt stand. 1907 erteilte die Hagener Textilfabrik Elbers dem bedeutenden Münchener Architekten und später renommierten Gartenstadtplaner Richard Riemerschmid den Auftrag, am Rand der Emster Hochfläche eine gartenvorstadtähnliche Siedlung mit rund 90 Häusern „zu angemessenen Preisen“ und kostengünstiger Ausstattung zu planen. 1910/12 konnte allerdings nur ein Bruchteil realisiert werden. Der nahebei gewonnene Bruchstein und der Wechsel von giebel- und traufseitigen Häusern verleihen der Zeile ein individuelles Erscheinungsbild. Bei der Gestaltung des Mansarddaches habe sich Architekt Riemerschmid vom Dach des Hohenlimburger Schlosses inspirieren lassen, heißt es.

Emster Gartenstadtpläne

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierten auf der Emster Hochfläche nur wenige Bauernhöfe (z.B. an der Straße Auf dem Kämpchen). Um 1905 plante der nachmalige Hagener Stadtbaurat Ewald Figge die ersten Landhäuser. Ab 1911 nahmen die Planer die Bebauung der Hochfläche verstärkt ins Visier. Auf Initiative von K.E. Osthaus und Figge entstand die „Gartenstadt Emst GmbH“, als deren Architekten u.a. Walter Gropius und Georg Metzendorf vorgesehen waren. Als Technischer Direktor fungierte Albert Marx, der sich zuvor im Kurort Bad Nauheim einen Namen gemacht hatte. 1913 erfolgte der Bankrott der Gesellschaft.
In der Folgezeit sicherten sich Privatleute sowie der Hagener Bau- und Sparverein (heute: GWG) zahlreiche Parzellen und begannen noch vor dem Ersten Weltkrieg mit der Errichtung vorrangig von Ein- und Zweifamilienhäusern im Bereich Am Waldesrand/Buchenhain/Am Bogen/Baufeldstraße und Schultenhardtstraße.

Emst-Gartenvorstadt und Bissingheim

Neue Baugesellschaften nahmen Emst zwischen 1918 und 1933 wiederholt ins Visier, so die Bissingheim-Siedlungsgesellschaft, um „zweckmäßige Wohnungen für minderbemittelte Familien“ zu bauen. Allein im Bereich Cunostraße/Damaschkehof entstand 1919/26 unter Beteiligung mehrerer Architekten ein Wohnquartier mit über 300 Siedlerstellen (inkl. Stall und Garten).
Weitere Teile des Emsterfeldes wurden vorrangig in den 50er-Jahren von Genossenschaften bebaut, die gartenstädtischen Rahmenplanungen stammten von Ernst May und Diez Brandi. Die kath. Heilig-Geist-Kirche entwarf Dominikus Böhm (1955). Der Fritz-Steinhoff-Park (das Gelände war in den 1930/40er-Jahren ein Flugplatz) erinnert an den Hagener Ehrenbürger und bedeutenden SPD-Politiker (u.a. NRW-Ministerpräsident 1956/58). Steinhoff hatte im Mai 1945 den Todesmarsch des KZs Sachsenhausen überlebt; er war nach dem Krieg Emster Bürger.

Hohenhagen/Villa Cuno

Der Kulturreformer K.E. Osthaus gründete 1902 in Hagen das „Folkwang“ als Museum für zeitgenössische Kunst und Formgebung. Sein nächstes Ziel ab 1906: die Schaffung eines „Experimentierfeldes modernen Bauens“ („Hohenhagen“, Haßleyer Straße/Stirnband). Nur der aufkommenden Moderne zugeneigte Architekten durften hier zum Zuge kommen, etwa Peter Behrens und Henry van de Velde. Das Experimentierfeld kam aber nicht über Ansätze hinaus.
Im Eckbereich zur Haßleyer Straße schuf Architekt und Industriedesigner Behrens die Häuser Schröder (1909, kriegszerstört), Cuno (1909/10, Haßleyer Straße 35) und Goedecke (Amselgasse 1, 1911/12). An der Villa Cuno (heute: Kindertagesstätte) arbeitete Walter Gropius als Bauleiter mit. Die Villa Hoesch, Goldene Pforte 1 (heute: Wirtschaftsverband), stammt von Theodor Merrill (um 1925), das Haus Goldene Pforte 2 von den Gebr. Ludwigs (1937).

Hohenhagen/Hohenhof

Der hintere Teil von „Hohenhagen“/Stirnband sollte von Henry van de Velde bebaut werden, der hier ca. 12 Landhäuser vorsah. Gebaut wurde letztlich aber nur der heute museal genutzte „Hohenhof“. Die von der Familie des Kunstmäzens K.E. Osthaus bewohnte Villa, eines der architekturgeschichtlich bedeutendsten Gebäude aus der Zeit um 1910 in NRW, fußt auf einem Entwurf von 1906. Bis 1908 verwirklichte van de Velde ein Gesamtkunstwerk, d.h., er entwarf nicht nur die „äußere Hülle“, sondern auch die Innenausstattung. Kalkstein und Verschieferung zeigen Einflüsse des bergisch-märkischen Bauens. Auch sind noch Jugendstildetails erkennbar.
In die Konzeption musste van de Velde mehrere Kunstwerke einbinden, u.a. von Henry Matisse, Ferdinand Hodler und Hermann Haller (von ihm sind die Reliefs am Eingang). Im Garten: das Grabmal von Osthaus (1921 verstorben), Bildhauer: J. I. Auerbach.

Hohenhagen/Lauweriks-Bauten

Im Bereich Stirnband 38-54 kam 1910/14 der Niederländer Johannes L.M. Lauweriks zum Zug. Das überzeugte Mitglied der Theosophischen Vereinigung war vor seinem Wechsel nach Hagen (1909) als Architekturlehrer an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf tätig (unter Gründungsdirektor Peter Behrens). Bereits in dieser Funktion propagierte er eine auf einem stringenten Maßsystem fußende Entwurfsmethode, womit er die Normierung im modernen Hausbau vorwegnahm. Am deutlichsten konnte Lauweriks sein Prinzip im Haus Stirnband 38 verwirklichen. Bewohnt wurde es anfänglich von dem Begründer der modernen Glasmalerei in Deutschland, Johan Thorn Prikker. Im Haus Stirnband 48, geschmückt mit einer Karyatide, lebte und arbeitete die Bildhauerin Milly Steger.
Für das gegenüberliegende Waldstück gab es verschiedene Projektideen, u.a. von Bruno Taut, der 1920 einen Entwurf für eine Folkwangschule vorlegte.

Hohenhagen/Ludwigs-Bauten

Zu den Studenten von Peter Behrens in dessen Zeit an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule gehörte auch der junge Hagener Leopold Ludwigs. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich gründete er 1907 das Architekturbüro Gebr. Ludwigs, das rasch zahlreiche Aufträge erhielt. Insbesondere im Umfeld von Osthaus’ Experimentierfeld modernen Bauens „Hohenhagen“ konnte das Büro Ludwigs vor und nach dem Ersten Weltkrieg mehrere Landhausentwürfe – oft für Fabrikantenfamilien – realisieren, so die Villen Haßleyer Straße 10 („Haus Nest“, 1909/11), Haßleyer Straße 14 (1909/11) und Haßleyer Straße/Ecke Eppenhauser Straße 136 (1927).
Drei weitere überaus individuell geschmückte Ludwigs-Villen aus der „Ära 1910“ stehen in der Eppenhauser Straße, Hausnummern 151, 153, 155. Die Villa Kerckhoff, Lohestraße 3, wurde 1922 im englischen Landhausstil gebaut, gepaart mit expressionistischen Stilelementen.

B7/Dolomit-Steinbruch

Die hier bereits 1808/10 zur Chaussee ausgebaute spätere Fernverkehrsstraße 7 (B7) führt mittig durch Eppenhausen (1901 eingemeindet). Sie passiert sowohl die in Formen der Backsteingotik gebaute Dreifaltigkeitskirche (1901) als auch die Donnerkuhle, wo am 12.4.1945 zwölf deutsche und sowjetische Gefangene von der Gestapo ermordet wurden.
Anschließend erreicht die B7 mit dem 67 ha großen Kalk-Steinbruch eine der jahrzehntelang wichtigsten deutschen Dolomitgruben. Der riesige Bedarf an Sinterdolomit in deutschen Stahlwerken hatte 1909 zur Gründung des Betriebs „Steinbruch Donnerkuhle“ geführt. Die weitere Verarbeitung erfolgte in rund 1,6 km Entfernung in Herbeck/Halden (Nr. 15). Aussichtspunkte (mit Info-Tafeln) ermöglichen gute Einblicke in den Steinbruch, der eine bedeutende Sehenswürdigkeit aus der Zeit des Mitteldevons (vor 370 Mio. Jahren) im GeoPark Ruhrgebiet darstellt.

Herbeck

Die Autobahn A 46 kreuzt die früher zum Amt Boele gehörende Bauerschaft Herbeck, Stadtteil von Hagen seit 1929. Der gewerblich geprägte Norden Herbecks wird durch die Lenne begrenzt, in der Ortsmitte befindet sich – abgesehen vom Landschaftsschutzgebiet Herbeck – ein insbesondere in den 1950er-Jahren erweitertes Wohngebiet, in dem vorrangig Arbeitskräfte des nahen Dolomitwerks/-steinbruchs lebten. Ein Kriegerdenkmal am Herbecker Weg erinnert an die toten Soldaten der beiden Weltkriege (Bildhauer Hans Dammann, 1925).
Die Ausweisung eines Industriegebiets an der Hegge führte hier 2008/10 zu einer vier Hektar großen Flächengrabung. Die Archäologen machten zahlreiche Funde – sie reichen von der Bronzezeit über die vorrömische Eisenzeit bis ins Hochmittelalter. Daraus lässt sich schließen, dass die mit Lösslehm bedeckte Flussterrasse schon früh ein begehrtes Siedlungsgebiet war.

Adelshaus/Gut Herbeck

Abgesehen von den Funden der erwähnten Grabung (Nr. 13), konnten im Verlauf der vergangenen 100 Jahre auf der unteren Mittelterrasse der Lenne zahlreiche Artefakte entdeckt werden, die eine weit zurückreichende Besiedlung und ein bedeutsames archäologisches Fundgebiet verraten. Urkunden finden sich aber erst aus dem Spätmittelalter. Eine dominierende Rolle spielten in der Bauerschaft Herbeck früher die Adelshöfe Oberste- und Niederste-Herbeck. Beide Güter gelangten an die freiherrliche Familie von Hövel (1745 vereint), wobei Ober-Herbeck aufgegeben wurde. Nieder-Herbeck mit Bauten aus dem späten 18. Jh. und von ca. 1825 ist nach wie vor Hövelsches Eigentum. Auf ihrem einst umfangreichen Landbesitz wurden die Dolomitwerke gebaut (Nr. 15). Der 1766 in Herbeck geborene preußische Politiker Friedrich A. von Hövel gilt als einer der Wegbereiter der Geowissenschaft in Westfalen.

Ehemalige Dolomitwerke

Auf einem letztlich über 200.000 m² großen Gelände am Rand der Orte Halden und Herbeck befanden sich rund hundert Jahre lang die Dolomit- und Steinwerke Halden. Auf den Lennewiesen des den Freiherren von Hövel gehörenden benachbarten Adelshauses Herbeck entstand ab ca. 1910 dieser Verarbeitungsbetrieb, in dem hauptsächlich Dolomitsteine für die Stahlindustrie des Ruhrgebiets hergestellt wurden.
Der feuerfeste Dolomitstein war jahrzehntelang ein begehrtes Material für die Auskleidung von Stahlkonvertern. Wichtige Abnehmer der Produkte waren auch die chemische Industrie, die Zement- und Kalkindustrie, das Baugewerbe („Haldener Putz“) und die Landwirtschaft. Eine 1,6 km lange „Transportstraße“, teils unterirdisch verlaufend, beförderte das Gestein aus dem Donnerkuhle-Steinbruch (Nr. 12) zum Betrieb. Das Werk wurde ab 2008 stillgelegt und im März 2020 endgültig geschlossen.

Andernach & Bleck/Arcadeon

Zu den traditionellen Schmieden und Hammerwerken des Hagener Raums gesellten sich im 19. Jh. immer mehr Stahl- und Walzwerke. Im frühen 20. Jh. reichten die alten Standorte in den engen Tälern, wo die Wasserkraft genutzt worden war, nicht mehr aus. Neue Areale entstanden z.B. im unteren Lennetal um Halden und Kabel. Zu den ersten großen Firmengründungen zählt hier 1903 das Walzunternehmen Andernach & Bleck, gelegen an der Ruhr-Sieg-Eisenbahnstrecke bzw. Lennestraße 92. Heute werden hier Profile in über 9000 Abmessungen und Formen gefertigt.
Neben dem in 4./5. Generation geführten Werk befand sich im frühen 20. Jh. das Gut Wehberg, auf dessen Gelände sich die Familie Bleck in den 1920er-Jahren eine teilweise erhaltene Villa mitsamt „Torhäusern“ bauen ließ. Im früheren Bleckschen Park seit dem Jahr 2000: das Tagungszentrum „Arcadeon“. Der Teich auf dem Gelände gehörte einst zum Gut.

Bahnhof Halden

Der frühere Bahnhof der 1929 mit Hagen vereinigten Gemeinde Halden zeigt ein Aussehen, das um 1900 in der hiesigen Region typisch für Stationen in gewerbereichen Vororten war – ein Fachwerkgüterschuppen ergänzt das schieferverkleidete Empfangsgebäude. Die Schiefer-Verwendung entspricht der damaligen Gepflogenheit, ortsübliche Gestaltungsmittel einzubinden.
Erste Ideen zum Bau einer Schienenverbindung zwischen dem Hagener „Kleineisengebiet“ und dem eisenreichen Siegerland gab es schon um 1835. Die über 105 km lange Ruhr-Sieg-Trasse (Hagen-Altena-Siegen), die zweite große Strecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft in Hagen, entstand schließlich zwischen 1858 und 1861. Sie wurde rasch zum „Motor“ der industriellen Entwicklung in den Gemeinden des Lennetals. Der Bahnhof am Rand des Industriegebiets Halden/Unteres Lennetal wird seit Jahren nicht mehr von der DB genutzt.

Unteres Lennetal

Früher war das Hagener Gewerbe oft auf die Wasserkraft angewiesen (Hammerwerke, Mühlen etc.), die in den Tälern von Volme und Ennepe gut, im unteren Lennetal aber kaum genutzt werden konnte. Und so war die einstige Bauerschaft Halden – ähnlich wie benachbarte Dörfer – noch bis ins 19. Jh. hinein von der Landwirtschaft geprägt. Erst nach dem Bau der Ruhr-Sieg-Eisenbahnstrecke änderte sich das Bild – fortan lag das Tal sehr verkehrsgünstig. Ein Problem stellte jedoch die stark mäandrierende Lenne mit ihren häufigen Überschwemmungen dar. Um 1928 kam deshalb die Idee auf, den Fluss in ein neues, eingedeichtes Bett zu überführen. Realisiert wurde der Vorschlag ab 1971, als der Strukturwandel in Hagen dringend neue Gewebeflächen erforderte, um zahlreiche Betriebe verlagern und Arbeitsplätze sichern zu können (u.a. Ausbau des Gewerbeparks Halden/Unteres Lennetal mit 460 Hektar Fläche). 2021 wurde die Lenne teilweise renaturiert.

Im Alten Holz/Tondernsiedlung

Die einstige Bauerschaft Halden wurde 1929 als Teil des Amtes Boele von der Stadt Hagen eingemeindet. Da es in den 1920er-Jahren in Hagen an Wohnraum mangelte, reifte schon vorher die Idee, das eher unbebaute Gebiet zwischen Hagen und Halden verstärkt in den Fokus zu nehmen.
Eine der ersten größeren Wohnsiedlungen entstand seinerzeit im Alten Holz. Es begann u.a. mit Siedlern, die Mitglied der Hagener „Baugenossenschaft Arbeiterheim“ waren, eine Ortsgruppe des Deutschen Gartenheimbundes. Eine andere Siedlergruppe war in der Arbeiterheimstätten-Genossenschaft Hagen organisiert. Arbeiter- und Bauhandwerkerfamilien sollten hier „gesunde und zweckmäßig eingerichtete Einfamilienhäuser mit Ställen sowie Werkstätten für Heimindustrie“ beziehen. Nahebei kam in den 1930er-Jahren die Tondernsiedlung hinzu – ein Arbeiterquartier mit damals auf Selbstversorgung ausgerichteten Wohnungen.

Sankt-Elisabeth-Kirche

Mitten im vorwiegend erst in den 50/60er-Jahren bebauten Wohnquartier zwischen Scharnhorst- und Beethovenstraße entstand bereits 1925/27 eine Kirche, die der hl. Elisabeth geweiht wurde. Der erste Pfarrer der Pfarrvikarie (ab 1934 eigenständige Kirchengemeinde) war der Franziskaner Ubald Michels, der eine Art Missionsaufgabe im eher lutherischen Hagen übernahm. Bis 1988 leiteten Franziskanerpatres die Gemeinde (deshalb volkstümlich „Klosterkirche“). Im Kloster entstand 2002 das Gemeindehaus.
Architekt Georg Spelling entwarf eine neubarocke, dreischiffige Hallenkirche nach dem Vorbild barocker Franziskanerkirchen. Den reichen Fassadenschmuck schufen Berthold Müller-Oerlinghausen und Jenny Müller-Wiegmann 1926/27. Am Wiederaufbau nach dem Krieg wirkte der berühmte Architekt Dominikus Böhm mit. Die Kirche verfügt über ein Gussstahlgeläut von 1954 (vom Bochumer Verein hergestellt).

Haus der Ruhrkohle

Unterhalb der Klosterkirche existierte bis 1982 die Kettenfabrik Ruberg & Renner, die in den 1950er-Jahren im deutschen Radrennsport mitmischte. In direkter Nachbarschaft, Gerichtsstraße 25, entstand 1926 das „Haus der Ruhrkohle“. Das später von der Stadt Hagen und heute von verschiedenen Unternehmen genutzte Backsteinbauwerk diente der Kohlenhandelsgesellschaft Mark, gegründet 1917 als Zusammenschluss mehrerer Kohlengroßhandlungen, als Verwaltungsgebäude.
Der Planer – der Hagener Architekt Ernst Kohlhage – erwies sich stilistisch auf der Höhe der Zeit. Der wirkungsvoll gegliederte Bau mit hohem Bruchsteinsockel, Portikus und halbrundem Treppenhausturm präsentiert expressionistische Formen und ist von norddeutschen Vorbildern der 1920er-Jahre beeinflusst. An der Fassade verweisen zahlreiche Symbole aus der Welt des Bergbaus (Hammer, Schlegel usw.) auf die ursprüngliche Nutzung.

Amts- und Landgerichtsgebäude

1909 erwarb die Preußische Justizverwaltung ein an Heinitz- und Bülowstraße gelegenes Gelände für den Gerichtsneubau. Hier wollte der Staat ausreichende Räumlichkeiten für sämtliche Justizbehörden (inkl. Gefängnis) schaffen, wobei die ursprüngliche Überlegung des Baumeisters Vinck 1914 von einer „Umschließung“ des Gefängnistrakts ausging. Die Planung zog sich letztlich lange hin, so dass erst 1916 die Grundsteinlegung erfolgte. Ab 1922 war das Gefängnis nutzbar, das Justizgebäude erst ab 1925, wobei die Ausführung deutlich bescheidener ausfiel als 1914 geplant.
Der Bau erinnert an eine renaissance- oder barockhafte Schlossarchitektur. Über dem Haupteingang zeigen sich in drei Frauenköpfen allegorisch Unschuld, Gerechtigkeit und Schuld. Die „Heinitzstraße“ erinnert an Minister Friedrich A. v. Heynitz (1725-1802), der als bedeutender Förderer u.a. des Chausseebaus in Hagen gilt.

Höing/Ischeland

Auf dem Höing und Ischeland standen einst mehrere Bauernhöfe. Doch der starke Einwohner-Anstieg führte im späten 19. Jh. zu der Überlegung, hier weite Flächen für die Wohnbebauung freizugeben. So entstand u.a. ab 1890/1910 das Fleyerviertel (Am Höing, Fleyer Straße, Karl-Halle-, Ruhrstraße) mit seinen zahlreichen, ein reichhaltiges Formenrepertoire aufweisenden Stadtvillen und einem gründerzeitlichen Wohnkarree des ehemaligen Beamtenwohnungsvereins (Karl-Halle-/Aschebergstraße).
Hinzu gesellen sich seit den 1950er-Jahren im nördlichen Bereich die wichtigsten Hagener Sportanlagen (z.B. Ischelandhalle, -stadion, Westfalenbad) sowie ein Veranstaltungsplatz (Otto-Ackermann-Platz). Nahebei: ein hauptsächlich in der 2. Hälfte der 1920er-Jahre rund um die Straße „Am Ischeland“ entstandenes Ein- und Zweifamilienhausviertel, dessen Struktur quasi in Halbkreisen dem Hanganstieg folgt.

Altenhagen/Hallenschule

Altenhagen kam 1901 als Ortsteil von Eckesey zu Hagen. Schon in den Jahren zuvor hatte sich Altenhagen zu einem Besiedlungsschwerpunkt entwickelt, denn in Eckesey war seit dem frühen 19. Jahrhundert nicht nur ein hochbedeutendes Industriegebiet entstanden (mit zahlreichen Stahlbetrieben), sondern nach 1848 auch ein herausragender Eisenbahnstandort mit Rangierbahnhof und Werkstätten.
Viele wichtige Infrastruktureinrichtungen Altenhagens reihen sich im Bereich von Boeler- und Friedensstraße auf, darunter ein kath. Krankenhaus, der städtische Friedhof sowie die 1912/13 nach Plänen von Stadtbaurat Ewald Figge errichtete „Hallenschule“ (heute: Sekundarschule). Sie repräsentiert einen damals völlig neuen Schultyp in Westfalen. Die künstlerische Ausgestaltung übernahm die Bildhauerin Milly Steger. Hinter der Hallenschule: ein Sporthallengelände, auf dem um 1900 eine Ziegelei arbeitete.

Drerup-Viertel

Das Altenhagener Wohnquartier, das der Volme und der Altenhagener Brücke am nächsten liegt, ist das „Drerup-Viertel“, errichtet zwischen ca. 1896 und dem Ersten Weltkrieg von der Terrainfirma Drerup & Cie. Das Viertel, u.a. von der Wittekindstraße durchzogen, zeigt sich zweigeteilt. Der untere Teil ist von einer karreeartigen, mehrgeschossigen Wohnblockstruktur geprägt, der obere von einer aufgelockerten Bebauung, teils mit Industriellenvillen. Dieser Teil Hagens wurde 1945 von Bombenangriffen stark getroffen, so dass die einstige gründerzeitliche Architektur nur noch in wenigen Beispielen erhalten ist.
Das Drerup-Gelände wird zur Volme hin von einer 550 Meter langen Ufermauer abgefangen, die als erste Mauer in Deutschland aus vor Ort gegossenen Betonsteinen gebaut wurde (1896, Architekt Josef Haubrich). Die Altenhagener Brücke ist anstelle einer Furt schon im 13. Jh. genannt.

Funckepark

Der Funckepark bildet quasi das obere Ende des Drerup-Viertels und der Wittekindstraße. Die Grünanlage, ursprünglich ein privater Park der Industriellenfamilie Funcke, hat im Verlauf von rund 150 Jahren häufig ihr Gesicht verändert. In den 1920er-Jahren wurde das Gelände Eigentum der Stadt Hagen, die durch den Hannoveraner Gartenarchitekten Heinrich Wiepking 1929 eine grundlegende Umgestaltung vornehmen ließ. Wiepking hatte seine Karriere bei einem überaus renommierten Gartenbauunternehmen, Jakob Ochs in Hamburg, gestartet und war selbst – vor allem ab 1933 – bis in die 1960er-Jahre einer der gefragtesten Landschaftsarchitekten in Deutschland.
Die Familie Funcke betrieb seit 1844 unterhalb des Parks an der Volme eine der bedeutendsten deutschen Schraubenfabriken (Funcke & Hueck; später hinter den Hauptbahnhof verlagert, wo noch eine einzige Fabrikhalle ruinös erhalten ist).

Pfarrkirche St. Josef

Beginnend am „uralten“ Verkehrsknotenpunkt „Altenhagener Brücke“ (allein im 20. Jh. viermal um- und ausgebaut: 1903, 1957/59, 1968 und 1995) führt die Altenhagener Straße als wichtige Verkehrsachse gen Norden. An der Straße entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert ein Gewerbe- und Geschäftsviertel, das von der kath. Pfarrkirche St. Josef, Altenhagener-/Spichern-/Treppenstraße, überragt wird. Die 1901/06 nach Plänen des Architekten Ludwig Becker errichtete dreischiffige Basilika zeigt Formen der Neugotik. An den Hang gebaut nimmt die aufwändige Treppenanlage zur offenen Turmhalle den Geländeanstieg auf.
In ihrer Nähe: die Kronen-Apotheke, Altenhagener Straße 56, von 1908/09. Mit ihrer Originalmöblierung und ihrer erhaltenen Jugendstilverglasung verweist sie als ein gutes Beispiel auf den zu Beginn des 20. Jh. notwendig gewordenen Ausbau der medizinischen Versorgung in Hagen.

Güterumschlaghalle Eckesey

Unweit der die Bahnstrecken querenden Eckeseyer Brücke befand sich seit etwa 1300 das „Adelshaus Altenhagen“. Es stand in etwa dort, wo das heute von der DB-Netz AG genutzte Verwaltungsgebäude Fehrbelliner Straße 15 aufragt. An dieses Haus schließt sich die frühere Umschlaghalle des einstigen Güterbahnhofs Hagen-Eckesey an. Kaum ein anderer Hagener Stadtteil wird seit über 170 Jahren so sehr von der Eisenbahn und ihren Bedürfnissen geprägt wie Eckesey. Hier verliefen und verlaufen die Schienentrassen der früheren Konkurrenzunternehmen „Bergisch-Märkische Bahn“ und „Rheinische Bahn“, zum anderen gibt es hier nach wie vor etliche bahntechnische Anlagen. Längst verschwunden sind hingegen Wassertürme, Ringlokschuppen, Containerverladeeinrichtungen o.ä. Die heutige Eckeseyer Straße in Fortsetzung der Brücke gen Norden basiert auf der Trasse einer 1788/94 ausgebauten Chaussee.

Hauptbahnhof

1816 gehörte die damalige Kreishauptstadt Hagen mit etwa 2550 Einwohnern zu den eher kleineren Städten in Westfalen; sie erstreckte sich erst ab 1876 (Eingemeindung von Wehringhausen) über den heutigen Graf-von-Galen-Ring hinaus. Der erste Bahnhof wurde 1848 daher noch auf Wehringhauser Gebiet eröffnet. Die zahlreichen hier zusammenkommenden Eisenbahnstrecken ließen Hagen zum bedeutenden Bahnknoten und zur größten Stadt Südwestfalens werden.
Der heutige Hauptbahnhof (1907/10, Architekt: Walter Morin) mit markantem Uhrturm und bedeutsamen Bahnsteighallen zeigt viele originale Details, z.B. das wertvolle, auf Anregung von K.E. Osthaus eingefügte Glasfenster „Der Künstler als Lehrer für Handel und Gewerbe“ (1911, Johan Thorn Prikker) und eine monumentale Uhr im früheren Warteraum 1./2. Klasse (1911, Frans Zwollo). Die Umgebung ist vorrangig geprägt vom Wiederaufbau der 1950er-Jahre.

Kaufmannsschule/Parkanlagen

Das unterhalb des Funckeparks an Körner-, Springmannstraße, Volme und Am Widey befindliche Gelände wird heute vorwiegend von Parkanlagen (Volmepark), Bildungsbauten (Kaufmannsschule, Ricarda-Huch-Gymnasium usw.) und Bürogebäuden (z.B. Sparkasse, Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft/EWG) eingenommen. Dass es hier mal eine hauptsächlich industrielle Nutzung gab, ist nur noch an der Volme nahe der Kaufmannsschule in geringen Resten sichtbar. Ursprünglich standen hier die Schraubenfabrik Funcke & Hueck und die Schmiede/Ambossfabrik Söding & Halbach, deren Anfänge bis 1783 zurückreicht. Nach 1900 stellte die Firma vor allem Spezialstähle und schwere Werkzeuge her.
Die Springmannstraße erinnert an den bedeutenden Mäzen, Industriellen und Funcke-Miteigentümer Theodor Springmann sen. (1840-1927, Hagener Ehrenbürger), der Bau der Kaufmannschule zählte u.a. zu seinen besonderen Anliegen.

Bahnhofstraße/SIHK

Zwischen der Hohenzollernstraße und dem Bahnhofsquartier breiteten sich vor 1845 Äcker und Wiesen aus („Hagener Feld“). Nach der Eröffnung der Bergisch-Märkischen Bahnstrecke (1848) und des ersten Hagener Bahnhofs veränderte dieses Gebiet rasch sein Gesicht. Charakteristisch für das mittlere 19. Jh. ist die Bahnhofstraße, die den Bahnhof mit dem alten Stadtzentrum verbinden sollte. In Hagen wurde sie aber nur „zur Hälfte“ ausgeführt, weil sie dort, wo sie den heutigen Volkspark erreicht, auf die um 1845 errichtete Fabrikantenvilla Funcke traf (vgl. Nr. 36).
Die Bahnhofstraße war vor 1945 vorwiegend von Villen, Bankhäusern und dem Fernmeldeamt gesäumt. Am „Neumarkt“ stand ein Germania-Denkmal (zerstört). Die
Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) fußt auf einer Gründung im Jahr 1844, Johann Caspar Harkort V. war der erste Präsident. Ihr Hauptgebäude ist von 1956.

Bunker/Villa Laufenberg

Die Bergstraße erhielt ihren Namen von „Hagens Hausberg“, dem Goldberg. An ihr stehen zahlreiche prägnante Bauten, so der 1940 errichtete, recht authentisch erhaltene Bunker, Bergstraße 98, Architekt: Röll, der u.a. ein privates Museum und eine Kunstsammlung des Hagener Heimatbundes beheimatet. Die von der Bergstraße abzweigende Konkordiastraße erinnert an die 1808 gegründete bürgerliche Gesellschaft Concordia, die im 19. Jh. zum gesellschaftlichen Treffpunkt der Hagener Industriellenfamilien avancierte. Ihr „Gesellschaftshaus“ ist jedoch nicht erhalten. Die Straße wird heute u.a. von den gutbürgerlichen Stadtvillen Konkordiastraße 16-20 geprägt. Industriellenvillen standen vor 1945 ebenso an der Bergstraße – hier ist jedoch nur die detailreiche Villa der Gießerei-Unternehmerfamilie Laufenberg-Wittmann, Bergstraße 91, erhalten (um 1890, inzwischen umgebaut zur Kita).

Cuno-Berufsschule

Unweit der Villa Laufenberg-Wittmann stehen mehrere Bürohäuser, ein Jugendkulturzentrum (Kultopia), ein ehemaliges Schwimmbad (heute: Caritas) sowie mehrere Schulgebäude. Das nach dem einstigen Oberbürgermeister Willi Cuno benannte Cuno-Berufskolleg für Technik, Berg-/Ecke Viktoriastraße, ist aus einer 1834 gegründeten Handwerker-Sonntagsschule hervorgegangen (ab 1887: „Gewerbliche Fortbildungsschule“). Der heutige Bau mit zahlreichen Denkmälern und Kunstwerken stammt im Kernbereich aus dem Jahr 1957 (Architekten Wiehl/Bergmann).
Ebenfalls an der Bergstraße: das Fichte-Gymnasium, fußend auf einer Gründung des Jahres 1799. Der nach 1945 verändert wiederaufgebaute 1. Bauabschnitt wurde ursprünglich vom bedeutenden Berliner Architekten Julius C. Raschdorff geplant (1877). Das Gebäude Bergstraße 56 (bzw. sein Vorgänger) beherbergte von 1854 bis 2016 das kath. Marienhospital.

Museumsquartier

Hagens Innenstadt wurde 1944/45 fast vollständig zerstört und zählte zu den deutschen Trümmermetropolen. Nur wenige „historische Inseln“ blieben erhalten, die bedeutendste umfasst die neugotische kath. Marienkirche (1892/95, Architekt: Caspar C. Pickel, Hochstraße 81), die frühere Sparkasse Boele (1902, Peter Wiehl, Hochstraße 74), das spätklassizistische Kulturverwaltungsgebäude bzw. frühere Kreisgericht, Museumsplatz 3 (1863/66, Carl F. Busse), sowie das Osthaus-Museum.
Der Museumsaltbau war von 1902 bis 1922 das Gebäude des von Karl E. Osthaus (1874-1921, Enkel des Industriellen Wilhelm Funcke) gegründeten privaten Folkwang-Museums (von den Erben nach Essen verkauft). Das Innere zeigt eine von Henry van de Velde entworfene Jugendstilausstattung. Zusammen mit dem Schumacher-Museum (2009) und dem Stadtmuseum (ab 2022 im „Kreisgericht“) bildet das Ensemble das „Museumsquartier“.

Elberfelder Straße/Stadttheater

Als 1788/94 sowohl die West-Ost-Verbindung Köln/Dortmund (mit dem Hellweg) als auch die Nord-Süd-Straße Frankfurt/Essen zu Chausseen (Kunststraßen) ausgebaut wurden, erhielt Hagen einen im damaligen Preußen einzigartigen Knotenpunkt. Dabei stellt die heutige Elberfelder Straße seit jeher ein „Kernstück“ des hiesigen Straßensystems dar. Seit der Mitte des 19. Jh. reihten sich an ihr zahlreiche Unternehmervillen, das Allgemeine Krankenhaus, einige Fabriken und später auch zahlreiche Kaufhäuser auf.
Aufgrund der Kriegszerstörungen haben sich jedoch nur wenige historische Bauten erhalten, so das ehem. Kaufhaus Alsberg, Elberfelder Straße 47 (1910/11, Architekt Fritz Niebel) und das Stadttheater, Elberfelder Straße 61. Es entstand 1910/11 aufgrund der Bemühungen einer Bürgerinitiative, die v.a. von Industriellen getragen wurde. Die Frauenskulpturen stammen von Milly Steger (1911).

Volkspark  - Schiebestrecke

Auch der Volkspark war – wie der Funckepark – ursprünglich ein privater Park der Fabrikantenfamilie Funcke, deren Villa hier von etwa 1845 bis 1945 stand (kriegszerstört). In den 1930er-Jahren war sie Sitz des Hagener Wehrbereichskommandos.
Nach den Tod des Funcke-und-Hueck-Miteigentümers Th. Springmann sen. (1927) gelangten Villa und Park in den Besitz der Stadt Hagen, die den privaten Park in eine öffentliche Anlage umwandelte. Nach dem Krieg entschlossen sich die Stadtväter, diese „grüne Lunge“ beizubehalten (Neuplanung: Hermann Birkigt) und sie mit einer Gruppe von repräsentativen Bauten zu umgeben (u.a. Elektromark, Kaufhäuser, Handelskammer, Banken). Ergänzt wird das Ensemble durch eine „Musikmuschel“ und einen heute denkmalgeschützten Pavillon (Reisebüro) sowie mehrere Kunstwerke. Der „Eisenarbeiter“ (Schmied) von Milly Steger (1912) befindet sich an der Stelle der früheren Funcke-Villa.

Rathaus

Während der Name „Badstraße“ darauf verweist, dass sich hier im Eckbereich zur Holzmüllerstraße ab 1890 die im Zweiten Weltkrieg zerstörte städtische Badeanstalt mitsamt Wannen- und Dampfbädern befand, erinnert der zweite Straßenname an Dr. Gustav Holzmüller, bedeutender Autor mathematischer Literatur, Schulreformer und von 1874 bis 1897 Direktor der seinerzeit renommierten Hagener Gewerbe- bzw. Maschinenbauschule. Im Eckbereich Holzmüller-/Rathausstraße: das aus vier verschiedenen Baukörpern bestehende Hagener Rathaus. Die Neubauten wurden – als Teil des Projekts „Neue Mitte Hagen“ – zusammen mit der Volme-Galerie 2002/04 errichtet (Architekten: Rhode/Kellermann/Wawrowsky). Vom 1898/1901 errichteten alten Hagener Rathaus (1944/45 stark beschädigt) blieb der Seitenflügel samt Turm an der Rathausstraße erhalten. Im bzw. am Rathaus: zahlreiche sehenswerte Kunstwerke/Denkmäler.

Potthof-Viertel/Dr.-Ferdinand-David-Park

Auch wenn dies heute kaum noch erkennbar ist, so gehörte doch das Quartier beiderseits der Volme zwischen Rathaus- und Marktbrücke (Potthofstraße/Elbersufer) zu den frühesten Hagener Gewerbegebieten. Unter anderem existierten hier einst die Brauerei Bettermann, die die Wasserkraft nutzende Textilmanufaktur Moll (ab 1740 bis Mitte des 19. Jh.), die Schulheftefabrik Heyda, die Gussstahlfabrik Huth und der Röhrenhandel Kerckhoff. Im heutigen Dr.-Ferdinand-David-Park mit seinen Kunstwerken, Denkmälern und dem AllerWeltHaus stand zwischen dem frühen 19. Jh. und 1945 die Villa Moll (vor der Zerstörung: Hagener Heimatmuseum). Nur wenige Meter entfernt an der Potthofstraße: die Synagoge der 1819 gegründeten Jüdischen Kultusgemeinde Hagen. Ihr 1960 fertiggestellter Bau befindet sich dort, wo schon zuvor eine Synagoge gestanden hatte (1859 eingeweiht, am 9. November 1938 zerstört).

Der Alte Mittelpunkt Hagens

1746 erhielt Hagen die Stadtrechte. Ein Grund hierfür war die zentralörtliche Bedeutung in einer herausragenden eisenverarbeitenden Region. Mitte des 18. Jh. und zuvor bereits nach dem großen Stadtbrand von 1724 veränderte sich das Gesicht des Ortes in erheblicher Weise. Wichtigste Baumaßnahme: 1748/50 die Errichtung der neuen ev.-luth. Kirche (heute: Johanniskirche). Das von dem Tiroler Baumeister Georg Eckert geplante Kirchenschiff ersetzte eine kleine dreischiffige Basilika (aus dem Hochmittelalter). Im Zweiten Weltkrieg von Bomben schwer beschädigt, wurde die Kirche in den frühen 1950er-Jahren verändert wiederaufgebaut.
Rings um diese Kirche befand sich im 18. Jh. das „Herz“ Hagens – mit wichtigem Handelsweg, Friedhof, Volmefurt/-brücke, Getreidemühle und den Wohnhäusern von Handwerkern und preußischen Beamten. Hagen war Sitz des Märkischen Bergamtes von 1766 bis 1779.

Springe/Mühle

Die an der Kirche vorbeiführende Frankfurter Straße, ein bedeutender alter Handelsweg, wurde 1788/94 zur Chaussee ausgebaut. An der Straße stand – gegenüber der Kirche – um 1910 mit „Hermann Kornblum“ eines der damals größten Kaufhäuser Westfalens (nur der mittlere Baukörper in damals typischer „Galeriebauweise“ ist erhalten).
Der große Platz zwischen Kirche und Volme („Springe“) lag vor 1905 deutlich niedriger und gehörte zum Überschwemmungsgebiet der Volme. Früher wurde er vom Hagener Textilgewerbe als „Bleiche“ genutzt, dann als Markt-/Veranstaltungsplatz. Die parallel zum Platz führende Straße verkörpert ungefähr den Verlauf des einstigen Mühlengrabens, zugeschüttet um 1905. An die einst regional wichtige Getreidemühle erinnert die „Mühlenstraße“. Der Kino- und Stadtbücherei-Komplex steht ziemlich genau an der Stelle der im Krieg zerstörten ersten Hagener Stadthalle.


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